Katrin Bettina Müller           I         Fortspinnen  

 

Anmut und Zartheit sind etwas aus der Mode gekommen unter den Kategorien

der schönen Künste. Claudia Grabarse aber macht genau davon Gebrauch

in ihren Zeichnungen und Radierungen. Ihre Linien entwickeln eine vielfältige Bewegung,

verspinnen und verflechten sich, zeigen Erregung und Ruhe, schließen ein und umhüllen

oder öffnen sich und zerfließen ins Weite. Man kann darin Partituren der Sehnsucht

finden, der Berührung und Umhüllung, bis sich die Zeit wie Muschelschalen um einen

inneren Kern gelegt hat. Oder man kann ihre Feiheit bewundern, sich im Bild nie

festlegen zu lassen und immer wieder einen Impuls der Bewegung

neu aufzunehmen und ins Unbekannte aufzubrechen.